Psychologe oder Zahnarzt wer ist eigentlich der Experte?

Bei schweren Ängsten sollten sich betroffene Patientinnen und Patienten zunächst aus dem Dilemma lösen, dass sie einerseits aufgrund ihrer Ängste nicht zum Zahnarzt gehen können, andererseits ihnen der Weg zum Psychotherapeuten wegen ihrer "Zahnprobleme" nicht angemessen genug erscheint.

Zahnarztangst - wohin?


Kann jeder Zahnarzt Zahnarztphobiepatienten behandeln?

Nein. Nicht jeder Zahnarzt ist Spezialist für Zahnarztphobiepatienten. Der Zahnarztphobiepatient stellt Anforderungen, die eine hoch qualifizierte Zahnheilkunde in Planung und Durchführung an den Zahnarzt stellen. Eine weitere zwingende Voraussetzung ist die organisatorische Einbindung in die Allgemeinanästhesie. Wichtig ist zusätzlich die perfekte Integration einer spezifischen Gesprächsführungstechnik und die Kenntnis der psychologischen Mechanismen der Angst und der Phobie bei Zahnarztphobiepatienten. Oftmals bleibt als einzige Anlaufstelle eine Universitätszahnklinik.


Wege durch den Psychodschungel

Angsterkrankte stehen vor einem Angebotsdschungel. Psychoanalyse, Gesprächstherapie, Psychopharmaka, homöopathische Kügelchen, Bachblüten, Körpertherapie, Rebirthing, Ayurveda, Aromatherapie, Yoga, Sport, Beten - alles verspricht Heilung.

Paradoxerweise gilt Fast alles hilft und fast alles hilft nicht.

Fast alles hilft deswegen, weil der "Placebo-Effekt" eine enorme Wirkung zu haben scheint. Wer mag, kann aber auch von Selbstheilungskraft sprechen. Menschen, die glauben, dass ihnen geholfen wird, hilft offensichtlich der Glaube.  Auf jede noch so ausgefallene Heilmethode kommen immer einige  Menschen, bei denen diese Praktiken wahre Wunder bewirkt haben.

So betrachtet, scheint es auf den ersten Blick egal zu sein, welcher Therapie sich Betroffene unterziehen. Aber es gilt eben auch der Satz: Fast alles hilft nicht. Nicht jedenfalls, wenn es aus dem bunten Angebot der Psycho-Sortimenter stammt und man Maßstäbe üblicher Erfolgskontrollen anlegt. Wachsende Skepsis gilt dabei in der Fachwelt einem Klassiker mit hoher Reputation: der Psychoanalyse. Schon vor rund 50 Jahren äußerte der kritische Psychologe Hans Jürgen Eysenck den Verdacht, Sigmund Freuds Methode bringe keine besseren Ergebnisse als "abwarten oder von einer dicken Mami gut bekocht zu werden". Auch der Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud, sah seine Form der Behandlung bei Angststörungen durchaus kritisch:

"Man wird kaum einer Phobie Herr, wenn man abwartet, bis sich der Kranke durch die Analyse bewegen lässt, sie aufzugeben. Bei diesen Agoraphoben hat man nur dann Erfolg, wenn man die Patienten bewegen kann, auf die Straße zu gehen und während dieses Versuchs mit der Angst zu kämpfen."

Deutlich besser dagegen schneiden die Ergebnisse der Verhaltenstherapie ab. Der Verhaltenstherapie gelingt es, dass Menschen ihre Angst verlernen. Das Prinzip ist simpel und am einfachsten bei den einfachen Phobien nachzuvollziehen. Hat einer Angst vor Spinnen, muss er sich Spinnen auf den Arm setzen lassen. Fürchtet einer die Höhe, muss er rauf auf den Turm. Wer vor tiefem Wasser zurückschreckt, muss hineinspringen. Natürlich ist es angenehmer, sich auf einer Ledercouch liegend um frühkindliche Einsichten zu bemühen - aber das nutzt leider nichts.

«Das ist nur physisch», sagte der Psychiater.