Jeder Siebte knirscht mit den Zähnen - Ursachen sind meist Stress, Ängste und Konflikte.
Der Volksmund kennt den Zusammenhang zwischen Gefühl und Gebiss: Es gibt Situationen, da gilt es einfach "Zähne zusammenbeißen und durch". Man zeigt einem Gegner die Zähne, man beißt sich durch, man beißt auf Granit und am Ende sogar ins Gras. Oft muss man im Leben zähneknirschend oder zerknirscht etwas hinnehmen.
Auch im Schlaf kauen viele an Problemen weiter: In einer Erhebung des Instituts der Deutschen Zahnärzte gaben 16 Prozent an, mit den Zähnen zu knirschen. Die unwillkürlichen Preß- und Knirschbewegungen der Ober- und Unterkieferzähne gegeneinander nennen Zahnärzte "Bruxismus".
Die Ursache dafür sah man lange Zeit in sogenannten okklusiven Funktionsstörungen: Wenn Unter- und Oberkiefer nicht optimal schließen, die normale Schlußbißstellung der Zähne ("Okklusion") somit behindert ist, versucht der Betroffene unbewusst, die Störstellen zu beseitigen - er presst, mahlt und knirscht mit den Zähnen. Mittlerweile wird es jedoch immer mehr klar, dass in der Entstehung derartiger "Parafunktionen" die Streßbewältigung eine dominante Rolle spielt. In zahlreichen Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass Bruxismus-Patienten im Vergleich zu einer Kontrollgruppe generell stärkere Alltagsbelastungen haben. Zu diesem Stress gehören körperliche Schwerarbeit ebenso wie geistige Anstrengungen, Konfliktsituationen beruflicher Art, Ehescheidung, Schicksalsschläge sowie der Tod von Angehörigen, Prüfungsängste oder auch sexuelle Probleme." Die Folgen der seelisch ausgelösten Vorgänge im Mund sind dann rein körperlicher Natur. Beim Zusammenbeißen wirken Kräfte von bis zu 100 Kilogramm pro Quadratzentimeter auf die Zähne ein. Knirschen und Pressen schädigen die harten Zahnsubstanzen und führen zu irreparablem Verschleiß. Damit verändert sich die Lage des Unterkiefers zum Oberkiefer, was zur Fehlbelastung der Zähne führt. Es kann zu Zahnschmelzrissen und Wurzelirritationen kommen. Die Durchblutung des Zahnfleischs verschlechtert sich, Zahnlockerung bis hin zum Zahnverlust kann die Folge sein. Durch die Überlastung der Kaumuskeln und der Kiefergelenke können auch Schläfenkopfschmerzen und Spannungsgefühl in der Hals- und Nackenmuskulatur entstehen. So vielfältig die möglichen seelischen Ursachen sind, so schwierig ist meist die Behandlung. In den meisten Fällen versucht der Zahnarzt, die Überlastung der Zähne, Kaumuskeln und Kiefergelenke mit Hilfe von Aufbißschienen zu verhindern. Die seelischen Ursachen des Problems sind damit noch nicht aus der Welt. Zur Streßbewältigung können autogenes Training, Muskelentspannung nach Jacobson, Yoga oder eine Verhaltenstherapie beitragen.
Beweisend für heftiges Zähneknirschen - oft unbemerkt und in der Nacht - sind typische "keilförmige Defekte" im Zahnhalsbereich der Seitenzähne:
Kunststoffschiene für Knirscher
Stress und seelische Belastung äußern sich bei vielen Patienten durch nächtliches Zähneknirschen, die Zahl der „Knirscher" nimmt zu. Die Kiefer mahlen im Schlaf mit einer viel größeren Kraft aufeinander als im Wachzustand, weil bestimmte Schutzmechanismen ausgeschaltet sind. Das kann bei den Betroffenen zu Kiefergelenksbeschwerden und Muskelverspannungen im Hals- und Nackenbereich sowie Kopfschmerzen führen. Zähne werden abgerieben und gelockert, Zahnersatz beschädigt. Knirschen fördert auch die Entstehung von freiliegenden Zahnhälsen. Durch die übermäßige Belastung der Zähne entstehen winzige Risse im Zahnhalsbereich, Teile des Zahnschmelzes werden weggesprengt. Der Zahnarzt kann die Zähne am besten mit einer individuell gefertigten Knirscherschiene aus Kunststoff schützen, die jede Nacht getragen werden muss. Der Druck auf die Zähne wird dadurch abgefangen und verteilt, Zähne und Kiefer werden entlastet. Die Ursachen des Knirschens sind damit natürlich noch nicht beseitigt. Aktive Entspannungsübungen und die Reduzierung der Stressquellen können dazu beitragen. Mit einer psychotherapeutischen Behandlung kommt man eventuell den Ursachen der seelischen Belastung auf die Spur, um diese gezielt abzubauen.
Quelle:Stiftung Warentest - Gesunde Zähne