Die Zahnkaries ist eine der häufigsten Zivilisationskrankheiten. Zur Zeit der Römer waren ca. 30%, im 19.Jahrhundert 90% und heutzutage sind über 95% der Bevölkerung betroffen. Medizinisch zählt sie zu den atypischen Infektionskrankheiten. Das bedeutet, dass Zahnkaries z. B. weder ansteckend noch ohne den Verlust, zumindest eines kleinen Teils der Zahnsubstanz, heilbar ist.
Aus dem lateinischen übersetzt bedeutet "caries" Fäulnis. Im medizinischen Bereich wird dieser Begriff zur Beschreibung von zerstörenden Prozessen verwandt. Karies ist der Verlust von Zahnhartsubstanzen durch bakteriell-chemische Entkalkungs- und Auflösungsprozesse. Die Oberfläche des Zahnes, d. h. im Zahnkronenbereich der Schmelz und im freiliegenden Zahnwurzelbereich der Wurzelzement, ist stetig äußeren Einflüssen ausgesetzt. Säuren im Mundraum bewirken eine Entmineralisierung, sich einlagernde Mineralien eine Remineralisierung. Geraten diese sich abwechselnden dynamische Vorgänge aus dem Gleichgewicht, verursacht der Säureangriff durch Lösen chemischer Verbindungen einen Defekt und bei einem weiteren Fortschreiten die Zerstörung der gesamten Zahnhartsubstanz.
Im Zahnbelag, der aus den eiweißhaltigen Ablagerungen des Speichels besteht, siedeln sich Bakterien an. Sie überlagern sich in immer mehr Schichten, heißen jetzt Plaque, wobei die Sauerstoffkonzentration in diesem Belag zum Zahn hin immer weiter abnimmt. Das liebt der Streptococcus mutans: Er ernährt sich vorzugsweise von Zucker - nicht nur Haushalts-, sondern auch Frucht- und Traubenzucker, verdaut aber auch Kohlenhydrate z. B. aus Nudeln. Und er scheidet Milchsäure aus, die dem Zahnschmelz heftig zusetzt.
Die Säure löst zunächst die Mineralkristalle aus dem Schmelz, wodurch dieser porös wird. Die ätzende Substanz kann nun in tiefere Schichten eindringen und dort Calcium und Phosphor freisetzen. Der Schmelz bekommt kreidig-weiße Flecken. Nach einiger Zeit sind diese Flecken so mürbe, dass die Oberfläche einbricht: Das Loch ist da, und seine rauen Ränder sind wiederum ideale Nistplätze für Bakterien.
Die Störung des Gleichgewichts von De- und Remineralisation der oberflächlichen Zahnschichten wird durch das Zusammenwirken mehrerer Faktoren begünstigt. Einer dieser Faktoren allein ist nicht in der Lage einen kariösen Schäden hervorzurufen. Karies ist daher als ein multifaktorieller Prozess anzusehen. Die Grundvoraussetzungen, ohne die sich eine Entstehung von Karies nicht ergeben kann, bilden:
Die Speichelmenge und -zusammensetzung sind weitere Faktoren, die das Mundmilieu und somit die Kariesausbreitung beeinflussen. Eine erhöhte Speichelmenge bewirkt eine Verdünnung und einen verbesserten Abtransport der Speisen. Die Speichelzusammensetzung hingegen ist von entscheidender Bedeutung für die Neutralisation der Säuren im Mundraum, die antibakterielle Wirkung und die Remineralisation.
Auch bezüglich der Rassenzugehörigkeit, des Geschlechts, des Alters, der Zahnart und -stellung zeigt die Kariesaktivität Unterschiede. So neigen jeweils im entsprechenden Vergleich Hellhäutige, Frauen, sowie Menschen zwischen 4-8, 11-19 bzw. 55-65 Jahren vermehrt zur Kariesbildung. Im Mundraum selbst sind die oberen und hinteren Zähne häufiger erkrankt und vor allem Zahnzwischenräume, Einziehungen im Zahnrelief und der Übergang von Zahnkrone zur Zahnwurzel sind besonders kariesanfällig.
Da Karies eine Krankheit ist, die einerseits ohne Verlust von Zahnsubstanz nicht geheilt werden kann, sich andererseits aber hervorragend durch prophylaktische Maßnahmen vermeiden lässt, liegt in der Kariesprophylaxe eine große Bedeutung. Neben der Reinigung der Zähne zählt hierzu die richtige Ernährung, Fluoridierungsmaßnahmen sowie der regelmäßige Zahnarztbesuch.
Karies ist die Bezeichnung der Krankheit, die durch weiße Entkalkungszonen, bräunliche Schmelzflecken, dunkle Verfärbungen oder eben "Löcher" im Zahn in Erscheinung tritt. Ebenso kann sie der Grund für die Lockerung oder den Verlust von bereits vorhandenen Füllungen sein. Stetig andauernde oder sporadische Schmerzen sowie extreme Sensibilitätsempfindungen bei süßen, heißen oder kalten Speisen sind Begleiterscheinungen von voranschreitender Karies. Häufig zeigen sich allerdings sehr lange keine oder nur geringe schmerzhafte Symptome.
Außer durch die genannten Auffälligkeiten kann Karies aber auch erst bei der zahnärztlichen Untersuchung, dem Sichtkontakt unter Licht mittels einer Sonde, oder im Röntgenbild feststellbar sein. Unterschieden werden verschiedene Ausdehnungen der Karies, sowohl bezüglich der Flächengröße am Zahn, als auch der Tiefe ins Zahninnere.
Die Initialschäden sind mit Hilfe von Mineralien regenerierbar, wobei etablierte Schäden mechanisch gesäubert und therapeutisch versorgt werden müssen. Fissurenkaries entsteht, wenn sich am Boden der Fissuren, wo der Schmelz sehr dünn ist und das Eindringen von Bakterien deshalb begünstigt wird, Plaque festsetzt. Fissurenkaries ist die häufigste Kariesform bei Kindern. Approximalkaries entsteht, wenn sich zwischen einzelnen Zähnen Plaque anlagert. Diese Bereiche sind mit einer Zahnbürste nur schwer zu erreichen. Proximalkaries tritt häufig bei Patienten auf, die keine Zahnseide verwenden. Wurzelkaries entsteht nach Verlust der Knochensubstanz und Rückbildung des Zahnfleischs (tritt am häufigsten durch Parodontitis auf). Weil die Wurzeln nicht durch Schmelzmasse geschützt sind, können Plaquebakterien besonders schnell angreife
Der Zahnarzt hat je nach Ausdehnung, Lokalisation und Beschwerdebild der Karies verschiedene Möglichkeiten, den Zahn von der Karies zu befreien und seine Form und Kaufunktion wieder herzustellen. Wenn möglich, wird der Kariesherd mittels eines Bohrers entfernt. Hierzu ist, bis auf Ausnahmen bei rein oberflächlichen Defekten, zumeist eine örtliche Betäubung des Zahnnervs (Anästhesie) empfehlenswert. Ein schmerzreduziertes Entfernen von Karies ist hingegen in jüngster Zeit bei kleinen Zahndefekten durch die moderne, vermehrt eingesetzte Lasertechnik möglich. Für den Patienten ist zu bedenken, dass das Sensibilitätsempfinden sehr subjektiv und vom Zahnarzt schwer einschätzbar ist. Hinzu kommt, dass die Karies sich oft größer darstellt, als im Voraus vermutet. Bei nervnaher Karies bedarf es oft aufwendigerer Maßnahmen, die den Nerv zusätzlich schützen. Sollte das nervale Gewebe bereits in irgendeiner Form betroffen sein, verlangt die Therapie als erstes eine Entfernung des Zahnnervs mit Füllung der Wurzelkanäle (Wurzelfüllung). Der sich ergebende Defekt der Zahnkrone wird entsprechend seiner Ausdehnung und Lage versorgt. Die Stabilität des Zahnes, die Kaufunktionalität und die Ästhetik müssen befriedigend wiederhergestellt werden. Hierfür stehen verschiedene plastische zunächst verformbare oder gegossene vorgeformte Füllmaterialien zur Verfügung. Alle Versorgungsformen und Materialien besitzen jeweils Vor- und Nachteile. Dem Zahnarzt obliegt neben einer Beratung über die medizinisch mögliche bzw. sinnvolle Versorgung, die Abwägung und letztendliche Entscheidung unter Beachtung der individuellen Zahnsituation. Ist der Speichel mit einer der Ursachen einer Karies, so darf seine Veränderung therapeutisch nicht unversucht bleiben. Seine Zusammensetzung, die auf verschiedene Weise als natürliche Remineralisationshilfe wirkt, ist allerdings schwer zu beeinflussen. Hingegen kann seine Reinigungsfunktion durch eine Erhöhung der Speichelmenge verändert werden. Das intensive Kauen harter Nahrung, wie z.B. Vollkornbrot, Obst, Salat oder Gemüse, bewirkt einen vermehrten Speichelfluss. Beim Kauen von Kaugummis muss aber unbedingt auf die Zuckerfreiheit geachtet werden.
Karies ist eine Erkrankung, die bei jedem bezahnten Patienten jederzeit auftreten kann. Auch gefüllte oder überkronte Zähne können an der gleichen Stelle (Rezidiv) oder an anderer Stelle erneut erkranken. Füllungs- und Kronenränder dienen neben den natürlichen Kariesrisikozonen im Mundraum bei ungenügender Zahnpflege als Prädilektionsstellen, d.h. sie sind in Bezug auf Kariesentstehung sehr gefährdet. Besteht jedoch eine gute Mundhygiene, werden regelmäßige Kontrolluntersuchungen durchgeführt und sind die alten Kariesdefekte optimal versorgt, kann der Zahnarzt die Zähne langfristig in ihrem vorliegenden Zustand erhalten. Eine weitere, wichtige Voraussetzung ist allerdings, dass keine Zahnbetterkrankung vorliegt. Karies als Krankheitsbild ist nicht erblich. Nur die Anfälligkeit bedingt durch Zahnform, schlechte Ess- und Zahnpflegegewohnheiten, findet familiäre Häufungen. So ruft ein geschwächtes Immunsystem keine Karies hervor, aber bewirkt einen schwereren Verlauf. Eine Impfung, die in letzter Zeit angedacht worden ist, hat sich bisher als nicht möglich erwiesen und wird auch in naher Zukunft noch auf sich warten lassen. Für die Gesamtbevölkerung hierzulande ergibt sich in Bezug auf die Kariesentstehung mit all ihren Folgen eine gute Prognose. Dies spiegelt sich in der zunehmenden Anzahl erhaltener Zähne im Alter bzw. der deutlichen Abnahme der in den letzten Jahrzehnten noch üblichen Alterszahnlosigkeit wieder. Nur 1 % der Bevölkerung haben naturgesunde Zähne, allerdings mit steigender Tendenz.
http://de.wikipedia.org/wiki/Zahnkaries