Parodontitis ist neben Karies die Hauptursache für Zahnverlust. Wenn 's aber nur die Zähne werden – zahllose Studien aus den letzten Jahren weisen darauf hin, dass Parodontitis Bakterien Ursache für Herzinfarkt, Rheuma, Lungenentzündungen und Frühgeburten sein können.
Die ZEIT 2019: Herzinfarkt durch schlechte Zähne - Parodontitis wird neu erforscht
Milliarden von Bakterien, Tausende von Bakterienarten – davon viele noch völlig unbekannt – liegen in der Mundhöhle eines jeden Menschen. Mögen die meisten dieser Bakterien in der Mundhöhle kaum Schaden anrichten, so gelangen Sie doch über das Blut in andere Organe. Dort kann der Schaden beträchtlich sein. In der Mundhöhle verursachen nur die aggressivsten Bakterien Schäden am Zahnhalteapparat. Actinobacillus actinomycetemcomitans sondert Zellgifte ab, Porphyromonas gingivalis setzt Verdauungsenzyme frei. Wenn Zähne zu wackeln beginnen und das Zahnfleisch blutet glauben viele, es handele sich um einen unvermeidlichen altersbedingten Verschleiß des Zahnfleisches. Das spiegelt sich auch in dem falschen Begriff Parodontose wider. In Wahrheit handelt es sich um eine Infektionskrankheit – Parodontitis – nach der Karies möglicherweise die häufigste Infektionskrankheit der Welt. Nun bleibt diese Infektion leider nicht auf die Mundhöhle beschränkt. Über kleine Verletzungen gelangen Bakterien auf dem Blutwege praktisch jedes Körperorgan.
Parodontitis erhöht das Risiko für Schlaganfall.
Parodontitis macht Lungenentzündungen wahrscheinlicher.
Herz- und Gefäßkrankheiten werden durch Parodontitis verschlechtert.
Die Zuckerkrankheit - Diabetes - wird durch Parodontitis ungünstig beeinflusst.
Das Frühgeburten-Risiko steigt durch Parodontitis.
Gelenkerkrankungen - zum Beispiel Rheuma wird durch eine Parodontitis verschlechtert.
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Schweregrad |
Behandlungsmaßnahmen |
Grad 0: |
Zahnfleisch und Parodont sind gesund, es ist keine weitere Therapie nötig. |
Grad I: |
Das Zahnfleisch ist entzündet. Es sollte eine gründliche Zahnreinigung erfolgen. Zudem sollte der Patient genau über die häusliche Zahnpflege informiert werden. |
Grad II: |
Das Zahnfleisch ist entzündet und es gibt Zahnstein oder überhängende Füllungen und Kronen. Nach professioneller Zahnreinigung und Informationen über bessere Mundhygiene werden Füllungen und Kronen nachgearbeitet oder erneuert. |
Grad III: |
Es liegt eine leichte Parodontitis vor. Zudem können auch die oben genannten Befunde vorhanden sein. Neben den unter I und II genannten Behandlungsmaßnahmen sollte eine Parodontitistherapie durchgeführt werden. |
Grad IV: |
Es liegt eine schwere Parodontitis vor. Zudem können auch die oben genannten Befunde vorhanden sein. Neben den unter I und II aufgeführten Maßnahmen sollte eine Parodontitistherapie dringend durchgeführt werden. |
Der Begriff Parodontose wird vor allem umgangsprachlich gebraucht. Wir Mediziner sprechen von Parodontitis, wenn wir die Entzündung des Zahnhalte-Apparats meinen. Sind Parodontitis-Erreger gefährlich für den Körper? Neuere Untersuchungen zeigen, dass eine Parodontitis nicht nur für lockere Zähne sorgt, sondern dass sie auch eine Reihe anderer Krankheiten fördert. Beispielsweise können Bakterien oder deren Stoffwechselprodukte aus den Zahnfleischtaschen auch in die Blutbahn gelangen. Dadurch erhöht sich das Risiko für Durchblutungsstörungen des Herzmuskels. Schlaganfälle und Blutgerinnsel in den Beinvenen treten gehäuft auf. Steigen die Entzündungszeichen im Blut an, kann sich beispielweise das Risiko für eine Frühgeburt erhöhen. Körpereigene Botenstoffe, die infolge einer Parodontitis vermehrt im Blut zirkulieren und Entzündungen anregen, können das Immunsystem schwächen.
Unter der Einnahme der Pille treten Zahnfleisch-Entzündungen leicht gehäuft auf. Sie entstehen aber nur dann, wenn keine gute Mundhygiene durchgeführt wird. Offenbar reagiert Zahnfleisch auf Plaque unter der Pille heftiger. Jedoch fand man keinen erhöhten Knochen- oder Zahnverlust wie bei einer Parodontitis.
Ein Bakterientest ist nur dann sinnvoll, wenn sich daraus Konsequenzen für die Behandlung ergeben. Etwa um eine wirksame Antibiotika-Therapie zusammenzustellen, die zusätzlich zu den mechanischen Reinigungsmaßnahmen der Wurzeloberflächen durchgeführt werden muss. Ohne die mechanische Bearbeitung der Wurzeloberflächen bringen Antibiotika keinen dauerhaften therapeutischen Erfolg. Weil sich die Bakterien in sogenannten Biofilmen organisieren oder eingemauert in Zahnsteinablagerungen sind, können die Antibiotika ihre Wirksamkeit nicht am Ort des Geschehens entfalten. Die mechanische Bearbeitung der Wurzeloberflächen ist deshalb unbedingt erforderlich, um so den Zahnstein zu entfernen und den Biofilm zu zerstören.
Raucher haben ein erhöhtes Erkrankungsrisiko. Bei ihnen schreitet die Krankheit auch schneller voran, die therapeutischen Erfolge sind wesentlich schlechter. Rauchen ist als Risikofaktor höher einzuschätzen als eine nachlässige Mundhygiene. Der Gesundheitszustand einer Raucher- Mundhöhle ist vergleichbar mit dem eines zehn Jahre älteren Nichtrauchers. Denn das Nikotin sorgt unter anderem für eine schlechtere Durchblutung und verhindert, dass Stoffwechselprodukte der Bakterien abtransportiert werden. Bei Rauchern finden sich viel häufiger Keime, die eine Parodontitis fördern.
Bei Zuckerkranken erhöhen schlecht eingestellte Blutzuckerwerte das Risiko für eine Parodontitis. Menschen mit starkem Übergewicht sind ebenfalls anfällig für die Erkrankung. Auch die Erbanlagen eines Menschen bestimmen mit, wie er auf Parodontitis-Keime reagiert.
Durch die Parodontitis gelangen Bakterien ins Blut, die im ungünstigsten Fall zum Beispiel Hüft- und Knieendoprothesen vor allem in der Einheilungsphase gefährden können. Eine Behandlung der Parodontitis ist daher vor einer geplanten Operation sehr sinnvoll und senkt das Risiko.