Angstanalyse und Anamnese Ihre individuelle Angstgeschichte

Am Anfang war das Wort

Erster Schritt der Angstbewältigung ist ein ausführliches Gespräch mit Ihnen - außerhalb des Zahnarztstuhls - eine Zahnbehandlung erfolgt mit Ausnahme von Schmerzbehandlung oder Notfällen grundsätzlich nicht. In eigenen Worten erzählen Sie Ihre  Vorgeschichte. Sie könne sich von Personen ihres Vertrauens begleiten lassen.

Bei sehr ängstlichen Patienten kann das Vorgespräch außerhalb der Zahnarztpraxis durchgeführt werden.

Angstanalyse

Typische Fragen, die besprochen werden, sind z. B.

  • Wie lange waren Sie nicht mehr beim Zahnarzt?
  • Gab es traumatische Erlebnisse?
  • Was ist der aktuelle Anlass für Ihren Besuch – Schmerzen?
  • Was ist Ihre Wunschbehandlung - z.B. Vollnarkose?
  • Leiden Sie unteren anderen Ängsten?
  • ................
Aubacke Angstanalyse

Sonderfall Angst vor dem eigenen Würgereiz

Bei alleiniger Furcht vor dem Erbrechen sollte eine Emetophobie diagnostiziert werden Die Zahnbehandlungssituation ist für diese Patienten extrem phobierelevant und wird häufig vermieden, da sie z. B. beim Einführen der Instrumente in die Mundhöhle befürchten, dass ein Würgereflex ausgelöst werden könnte. Dabei ist die Zahnbehandlung jedoch nur eine von vielen Situationen, die vermieden werden. Weitere Angstgedanken, die sich unmittelbar auf den Kontext der Zahnbehandlung beziehen, fehlen meist bei dieser Patientengruppe. 


Sonderfall Agoraphobie

Eingeschränkte Möglichkeit zur Flucht und Kontrollverlusterleben machen die Zahnbehandlungs- für Agoraphobiker schwierig. Eine weitere Störung, die in der Regel dazu führt, dass die Betroffenen Situationen wie die Zahnbehandlung vermeiden, ist die Agoraphobie (ICD-10 F40.00). Davon Betroffene vermeiden Situationen, aus denen ein Entkommen oder das Erlangen von Hilfe schwierig sein könnte, für den Fall, dass eine Panikattacke oder panikartige Symptome auftreten. Außerdem teilen sie ihre Umgebung meist in einige wenige sichere Orte (z. B. die eigene Wohnung) und viele „Gefahrensituationen" ein, die möglichst komplett vermieden, nur unter Angst ertragen oder schleunigst wieder verlassen werden müssen. Besonders in neuen und ungewohnten Situationen wird meist penibel darauf geachtet, dass jederzeit eine Fluchtmöglichkeit besteht.


Sonderfall Schämen

Soziale Phobiker befürchten negative Beurteilung durch den Arzt oder das Klinikpersonal. So berichten auch Zahnbehandlungsphobiker Peinlichkeits- und Schamgedanken infolge des Sichtbarwerdens entweder ihrer Furchtreaktion oder aufgrund von langjähriger Vermeidung bestehender Zahnschäden und kosmetischer Beeinträchtigungen. Hinsichtlich dieses Furchtaspekts sind sie nur schwer von Patienten mit Sozialer Phobie (ICD-10 F40.1) abzugrenzen. Letztere befürchten, entweder in einer oder mehreren sozialen Situationen ein lächerliches oder peinliches Verhalten zu zeigen und deshalb von anderen negativ beurteilt zu werden. Solche sozialen Situationen werden vermieden oder nur unter heftiger Angst ertragen. Die soziale Phobie ist eine häufige Störung der Zahnbehandlungsphobie. Bei der sozialen Phobie stellt jedoch die Beurteilung durch Mitmenschen das zentrale kognitive Angstthema dar. Die Betroffenen befürchten, z. B. aufgrund des Zustands oder der Beschaffenheit ihres Gebisses von anderen z. B. für grundsätzlich unhygienisch oder ungepflegt gehalten zu werden. Wenn diese oder ähnliche Bewertungskognitionen ausschließlich den Kern der kognitiven Angstkomponente bilden und relativ durchgängig existieren. Die Betroffenen sich also auch in anderen Situationen stark für ihre Zähne schämen und ihre sozialen Interaktionen dadurch beeinträchtigt werden, sollte eine soziale Phobie diagnostiziert werden.

Schamgefühle beim Zahanarzt können zur völligen Vermeidung des Zahnarztbesuches führen.

Sonderfall Posttraumatische Belastungsstörung (PTB)

Bei PTB besteht Wiedererleben, emotionale Taubheit und eine muskuläre Anspannung Diese Angststörung, die die Zahnbehandlungsangst ausgelöst haben könnte, muss von der einfachen Phobie abgegrenzt werden, nämlich die posttraumatische Belastungsreaktion (ICD-10 F43.1). Einige Zahnbehandlungsphobiker berichten von traumatisierenden Behandlungserlebnissen, zumeist im Kindes- oder Jugendalter. Bei Opfern sexueller Gewalterfahrungen, stellt das Einführen der zahnärztlichen Instrumente in den Mund zuweilen einen traumarelevanten Reiz dar, weshalb auch von ihnen die Zahnbehandlung vermieden wird. Auch wenn die angewandten therapeutischen Verfahren einer PTB und einer reinen Zahnbehandlungsphobie Ähnlichkeiten aufweisen, ist eine präzise Erst- und verfahrensbegleitende Diagnostik dennoch wesentlich, da sicher gestellt werden muss, dass die zusätzlichen PTB-Symptome durch die Behandlung ebenfalls eine Besserung erfahren.


Regelfall die Angst ist erlernt